top of page
AutorenbildIgor Besel

Psychische Folgen chronischer Wunden - warum die Wundbehandlung Resilienzen fördern muss.

Laut Schätzungen leiden in Deutschland etwa 1-2% der Bevölkerung an chronischen Wunden. Das entspricht einer Anzahl von etwa 800.000 bis 1,6 Millionen betroffenen Menschen. Die häufigsten Arten von chronischen Wunden sind venöse Beingeschwüre, diabetische Fußgeschwüre und Druckgeschwüre (1.).

Chronische Wunden haben einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität der Patienten. Sie führen regelmäßig zu Einschränkungen der Mobilität, Schmerzen, Angstzuständen und Depressionen (2).


Die Behandlung chronischer Wunden erfordert eine individuelle Herangehensweise, die auf den spezifischen Zustand des Patienten und die Art der Wunde abgestimmt ist. Hier sind einige allgemeine Methoden, die bei der Behandlung chronischer Wunden empfohlen sind:

  1. Wundreinigung: Die Wunde sollte regelmäßig gereinigt werden, um Infektionen zu vermeiden und eine optimale Wundheilung zu fördern.

  2. Wundverbände: Es gibt eine Vielzahl von Wundverbänden, die je nach Wundtyp und -stadium eingesetzt werden können, um die Heilung zu fördern.

  3. Debridement: In einigen Fällen kann es notwendig sein, abgestorbenes Gewebe aus der Wunde zu entfernen, um die Heilung zu fördern.

  4. Chirurgie: In fortgeschrittenen Fällen kann eine chirurgische Intervention notwendig sein, um die Wunde zu schließen oder Infektionen zu behandeln.

  5. Revaskularisation: sollte eine Minderdurchblutung der Wunde vorliegen so muss diese unbedingt behandelt werden, da eine Heilung sonst nicht möglich ist. Jeder Patient mit einer chronischen Wunde sollte gefäßmedizinisch untersucht werden.

  6. Unterstützende Maßnahmen: Eine gesunde Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Bewegung können dazu beitragen, die Wundheilung zu fördern.

Multidisziplinarität ist dabei Schlüssel um die komplexe Herrausforderung der Brücke zwischen stationärer und ambulanter Versorgung zu gewährleisten (3).

Die aufgeführten Maßnahmen werden in der Praxis häufig durch spezialsierte Pflegedienste, Arztpraxen und Krankenhäuser insbesondere gefäßchirurgische Abteilungen umgesetzt, mit mehr oder weniger guter Kommunikation zwischen den Bereichen. Vereine und Patientenvertretungen haben sich rund um genau diese Versorgung gebildet. Manche davon wie etwa das Fußnetzwerk Köln spezialisiern sich auf die Behandlung des Diabetischen Fußsyndroms und erzeugen durch Wissensvermittlung und Verbesserung der Kommunikation einen enormen Wert für Patienten und Versorger. Die "Initiative Chronsche Wunde e.V." bildet Pfelgende und Ärzte weiter und vergibt Zertifikate zur Qualitätssicherung.


Nicht im Fokus sind dabei psychische Aspekte bei der Wundversorung, die aber zunehmend durch Studien weiter in den Vordergund gerückt werden. Das Hauptproblem, das zum Schattendasein der Seelischen Komponenete führen könnte, ist der zusätzliche scheinbar unnütze und nicht unerhebliche Aufwand. Psychische Maßnahmen erfordern Fachwissen, Kontinuität und Ausdauer. Das macht sie nicht realistisch umsetzbar mit den Mitteln einer Akutversorung im Krankenhaus oder Arztpraxis wo das Personal den Kostendruck in den letzten Jahren immer mehr zu spüren bekommt.

Die ambulante Pflege könnte hier aber einen wertvollen Beitrag zur weiteren Verbesserung der Versorgung leisten. Hier haben Experten reglmäßigen Kontakt und die richtge Nähe zum Patienten. Neben dem Beziehungsangebot, dass die Pflegenden geben, sollte im Optimalfall ein breites Spektrum an psychologischen Bedürfnissen bei Patienten mit chronischen Wunden berücksichtigt werden. Dazu gehören Schmerzmanagement, Prävention der soziale Isolation, Verarbeitung von Angst und Früherkennung einer Depression. Die Integration dieser Aspekte in die Wundversorgung ist zweifelsfrei eine Herausforderung und fordert eine umfassende Schulung der Pflegekräfte und enromen Aufbau der psychichen Ressourcen dieser Leistungserbringer (4).

Der Vorteil für den Patienten liegt hier auf der Hand. Durch Training der Selbstwirksamkeit, Besserung des Selbstwertgefühl und soziale Unterstützung können Patienten mit chronischen Wunden ihre Fähigkeit stärken, mit der Krankheit und den Problemen des Alltags umzugehen. Das gestärkte Verständnis der eigenen Bedürfnisse und Fähigkeiten, bessert die Einhaltung von Therapieempfehlungen und führt zu einer verbesserten Wundheilung (5)(6).

Die Folge wird in Studien belegt: weniger Reizidive und damit geringere Kosten für die Solidargemeinschaft.



Die Schulung von Pflegenden hat bei gerade diesen einen weiteren positiven Effekt. Sie verbessert das Selbstvertrauen, stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit, den Umgang mit Stress, fördert Empathie und entwickelt Kommunikationsfähigkeit (7)(8). Das födert in hohem Maß die Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit, motiviert und baut Resilienz auf, was in Zeiten des Pflegemangels eine enorm wichtige Ressource ist.



Fazit

Kostenträger, Leistungserbringer und Patienten können gleichermaßen von der psychologischen Ausbildung von Pflegekräften profitieren. Investitionen in die Schulung von Pflegekräften in psychologischen Bereichen können sich als kosteneffektiv erweisen und zu einer schnelleren Heilung und einer reduzierten Wundrezidivrate führen. Darüber hinaus kann eine bessere psychologische Unterstützung dazu beitragen, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und die Mitarbeiterzufriedenheit zu erhöhen.

Insgesamt eine Chance die wir nutzen sollten.


Literaturverzeichnis:

  1. Herberger K, Rustenbach SJ, Schmitt J, et al. Die Epidemiologie chronischer Wunden in Deutschland: Eine Systematische Literaturanalyse [The epidemiology of chronic wounds in Germany: a systematic literature analysis]. Gesundheitswesen. 2017;79(01):37-43. doi: 10.1055/s-0042-119033

  2. Kapp S, Miller L, Gordan VV. A review of the psychological impact of wounds on health-related quality of life in patients with chronic leg ulcers. Journal of wound care. 2010 Jan 2;19(1):5-9.

  3. Harding KG, Morris HL, Patel GK. Healing chronic wounds. BMJ. 2002;324(7330):160-163.

  4. Edwards H, Finlayson K, Skerman H, Alexander K. Nursing care of people with chronic wounds: a thematic analysis of qualitative studies. Journal of wound care. 2014 Dec;23(12):605-17.

  5. Krasner D. Wound Healing: Psychological Factors. Advances in wound care. 2014;3(7):415-418.

  6. Moseley MJ, Venn BJ, Mason SA, et al. Psychological factors and delayed healing in chronic wounds. Psychosomatic medicine. 1999;61(6):748-755.

  7. Cook L, Lawless M, Powers J, et al. Psychological training for wound care clinicians: a case study in implementation. Journal of wound care. 2018;27(Sup3):S4-S12.

  8. Larkin K, Kennedy N. The effects of an education programme for nurses on coping strategies and psychological outcomes among patients with chronic leg ulcers. Journal of clinical nursing. 2010;19(19-20):2768-2776.


22 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page